Jeder kann etwas für den Erhalt des einzigartigen Naturerbes im Südharz tun. Bauen oder renovieren Sie konsequent naturgipsfrei. Fordern Sie mehr Schutz für die Landschaft. Erzählen Sie das weiter.
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Der Südharz ist schlecht geschützt. In Niedersachsen und Thüringen sind rund 6.000 Hektar Fläche als europäische Naturschutzgebiete, sogenannnte FFH-Gebiete, geschützt. Über die Hälfte dieser Flächen tragen aber keinen Gips, sondern Dolomit, Sandstein oder Lehm. Ihre Lebensräume sind auch schützenswert, aber längst nicht so sehr wie die seltenen Gipsbiotope.
Nur das Bundesland Sachsen-Anhalt schützt die Gipskarstlandschaft großräumig.
Hier sind über 6.000 Hektar als FFH-Gebiete ausgewiesen. Flächen mit oberflächig anstehendem Gips sind auch hier nur anteilig vorhanden. Aber es wurden Pufferflächen zum Schutz vor Beeinträchtigungen der wertvollen Gipsbiotope, z.B. Wald und Trockenrasen, einbezogen. Zusätzlich findet in Sachsen-Anhalt eine Förderung sanfter Landnutzung über das Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz statt. Landschaftspflege, sanfter Tourismus und ländlicher Beherbergungstourismus sind Arbeitsfelder, die unsere Landschaft für Jahrtausenden erhalten können.
Südharz als „Hotspot der Artenvielfalt“ – ein Prädikat
Das gesamte Gebiet des Südharzer Gipskarstes und die nördlich anschließende Harzabdachung sowie Dün, Kyffhäuser und Hainleite sind vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) als „Hotspot der Artenvielfalt Nr. 18“ ausgewiesen worden. Deutschlandweit gibt es nur 30 Gebiete, die diesen Titel tragen dürfen. Leider gewährt dieses Prädikat keinen Schutz. Das Prädikat weist aber die Gebiete aus, die besonders reich an natürlich dort vorkommenden Biotopen und Arten sind.Das BfN hält zu deren Schutz und Pflege Fördermittel bereit. Aber das reicht für den Gipskarst nicht aus, um ihn zu erhalten!

Grüner Gipskarst mit Buchenwäldern – weltweit einmalig
Karst bezeichnet eine Landschaft, die durch das Zusammenspiel von löslichem Gestein und Wasser sehr bizarre Landschaftsformen entwickelt hat. Karst auf Gips gibt es dabei weltweit viel seltener als Karst auf Kalk oder Dolomit. Karst mit Wald, den sogenannten „Grünen Karst“, gibt es noch viel seltener. Da der Südharzer Grüne Gipskarst fast ausschließlich von Rotbuchen bestanden ist, deren Verbreitung auf Mitteleuropa beschränkt ist, findet sich bis auf ein Gebiet in Norditalien weltweit keine vergleichbare Grüne Buchenwald-Gipskarstlandschaft!
Schutzgebiete
Innerhalb des Gipskarstes wurden in allen drei Bundesländern die europäischen Schutzgebiete „Natura 2000“ ausgewiesen. Die Flächen wurden aber angesichts des hohen biologischen und geologischen Wertes und der Seltenheit viel zu klein bemessen. Bei der Auswahl der europäischen Natura 2000-Gebiete haben die Länder Niedersachsen und Thüringen im Südharzer Gipskarst „vorsorglich“ mögliche Abbauflächen ausgespart. Pufferflächen um wertvolle Gipskarstgebiete wie Wälder fehlen vollständig. Die Ausnahme ist Sachsen-Anhalt. Hier wurden auch Ackerflächen als Natura 2000-Flächen gemeldet, um den Wald als Pufferflächen zu umgeben – vorbildlich! Natura 2000-Flächen sind in Deutschland mittlerweile meist auch als nationale Schutzgebiete, also als Natur- oder Landschaftschutzgebiete ausgewiesen.
Weiterführende Informationen
Biosphärenreservat
Sachsen-Anhalt hat frühzeitig erkannt, dass es seinen Gipskarstgürtel großräumig schützen muss. So wurden 330.034 Hektar Wald und Offenlandschaft, davon 6.000 Hektar Natura 2000-Flächen, im Jahr 2009 als „Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz“ ausgewiesen. Hier ermöglicht eine staatliche Verwaltung den Aufbau touristischer Strukturen, die dem Ansatz der nachhaltigen Nutzung von artenreicher Kulturlandschaft Raum, Struktur und Fördermittel geben. So finden Besucher*innen vielfältige Angebote, Natur, Geologie und Geschichte zu erleben. Aktualisierte Unterkunftsverzeichnisse und Veranstaltungen der Orte und Gemeinden sind den Internetseiten des Biosphärenreservates einfach zu entnehmen.
Der BUND fordert ein länderübergreifendes Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz, in dem auch die Karstgebiete Thüringens und Niedersachsens und die von Norden zufließenden Harzbäche enthalten sind. In Thüringen wurde bereits ein dreijähriger Moderationsprozess mit allen gesellschaftlich relevanten Gruppen umgesetzt und ein daraus resultierender Abgrenzungsvorschlag entwickelt. Bisher wurde dieser aber nicht in die Praxis umgesetzt.
Geopark und Naturpark
Der etwa 120 Kilometer lange Gipskarstgürtel umfasst in Niedersachsen und Thüringen Teile des Global Geopark Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen, in Thüringen zusätzlich Teile des Naturparks Südharz.
Beide Kategorien haben aber vorwiegend die touristische Entwicklung der Region und den Erhalt des Landschaftsbildes zum Ziel. Europäische und Nationale Naturschutzgebiete hingegen dienen dem Erhalt von typischen und seltenen Lebensräumen und Arten der Region.