Die weltweit einzigartige Gipskarstlandschaft Südharz wird durch industriellen Gesteinsabbau jeden Tag kleiner. Hierzu gehören Gips-, Dolomit-, Sandstein-, Sand-, Kies- und Kalkabbau. Über tausend Hektar sind in Niedersachsen und Thüringen allein für Gipsabbau genehmigt oder vorgesehen. Das entspricht einem Drittel aller übertägigen Gipsflächen der Region! Auf allen Abbauflächen werden seltene geologische Karstformen zerstört, etwa 90 Prozent der Abbauflächen führen zum Verlust artenreicher natürlicher Laubwälder und deren Böden.
Expertenwissen
Neben Gipsgestein wird im Gipskarst bei Osterode und Herzberg Dolomit, bei Herzberg und Nordhausen auch Sand- und Kies gewonnen.
Im Südharz werden die genannten Gesteine ausschließlich im Tagebau gewonnen. Das vernichtet irreversibel die besondere Geologie, die Wälder, die alten Waldböden und die natürlichen Biotope. In Thüringen wächst, bedingt durch lange Abbauführung und ständiges Befahren der ausgesteinten Flächen in Tagebauen, dort auch noch nach Jahrzehnten keine Pflanze. Baumanpflanzungen in Steinbrüchen gelingen aufgrund zunehmender Trockenheit oft nicht mehr. Gesteinsabbau räumt im Südharz Böden mit bis zu 10 Metern Tiefe oder mehr ab. Unsere natürlichen Waldböden brauchten aber viele Tausend Jahre, um überhaupt zu entstehen! Jeder Hektar Tagebau bedeutet fehlender Wald und fehlender Holzrohstoff – für mindestens 150 bis 300 Jahre! Obwohl im Harz flächiges Fichtensterben herrscht, werden im Südharzer Vorland über 1000 Hektar intakte Laubwälder und ihre Böden zum Abbau genehmigt! Welch Wahnsinn in Zeiten des Klimawandels und angesichts der Tatsache, dass 90 Prozent des Gipses für billige Baustoffe verwendet wird, die viel besser durch den auf dem Gips nachwachsenden Rohstoff Holz ersetzt werden sollten. Holz- und Strohbaustoffe speichern außerdem CO2, sind wärme- und schalldämmend – all das kann eine Gipsplatte nicht. Trotzdem sind einige Strohplatten kaum teurer als Gipsplatten (siehe Alternativen).