In den letzten Jahren sind einige Studien zum Thema Naturgipsalternativen veröffentlicht worden. Sehr umfassend bearbeitet die Studie „Umweltverträgliche Alternativen zum Abbau von Naturgips“ des Büros Alwast Consulting die Möglichkeiten des Ausstiegs aus dem Gipsabbau. Aspekte zu einzelnen Ersatzstoffen wie Phosphorgips, REA- und Recyclinggips finden sich dort und ebenfalls in der nachfolgenden link-Liste.
Recycling: Reststoffe und Nebenprodukte nutzen statt Landschaft zerstören
Recycling bedeutet Wiederverwendung. Dabei gibt es bei Gips das Phänomen, dass Recyclinggips nicht nur aus der Wiederaufarbeitung von zerstörten Gipsprodukten oder Abriss gewonnen werden kann. Gips entsteht auch weltweit als Nebenprodukt bei vielen technischen Prozessen, bei denen Säuren hergestellt werden. So entsteht Gips bei der Produktion von Düngemittel aus Phosphorsäure, der Herstellung von Flusssäure sowie der Herstellung von Lebensmittelzusätzen, nämlich Milch-, Zitronen- und Weinsteinsäuren. Die letzten drei genannten Säuren haben bei ihrer Herstellung im Nebenprodukt einen hochreinen Gips, der als Trennmittel in Lebensmitteln eingesetzt oder zu Dental- und Medizingipsen verarbeitet wird. Flusssäure-Gipse werden hierzulande vollständig in Gipsestriche verarbeitet. Phosphorsäuregipse werden bisher nur in geringem Maße zu Putzgips verarbeitet, so im Werk Embsen bei Lüneburg und in Engis in Belgien. Eine gute Aufbereitung von Phosphorgipsen ist technisch machbar. Sie kann, im großen, industriellen Maßstab realisiert, weltweit und auch in Deutschland zu einem Ersatz großer Naturgipsmengen führen. Leider gilt für alle Naturgipsersatzstoffe, egal ob Recyclinggips oder Kunstgips: Solange der Naturgips so billig ist, weil Naturzerstörung, Abriss- und Deponiekosten nicht von den abbauenden Firmen bezahlt werden, solange werden Gipsfirmen nicht auf Ersatzstoffe umstellen. Bei Platten scheint der Ersatz von Naturgips durch Stroh bereits so interessant, dass einzelne Gipsfirmen diese Alternative mit dem Prädikat „ökologischer Baustoff“ vertreiben.
Nachfolgend sind einige wichtige Gutachten mit Links aufgeführt, die die Themen Sekundärgipse, Recyclinggipse und Ausstiegsszenarien aus dem Naturgipsabbau mit Naturgipsersatzstoffen beschreiben:
- Alwast, Holger: „Umweltverträgliche Alternativen zum Abbau von Naturgips“, Gutachten fĂĽr den Bund fĂĽr Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. – BUND, BĂĽro Alwast Consulting, Berlin 2020: https://www.bund-thueringen.de/fileadmin/thueringen/Gipskarst_Suedharz/Vortrag_Alwast_19112020.pdf
- BUND Thüringen: „Fachtagung Ressourcenschutz im Südharz“, Nordhausen, 6.10.2023: https://www.bund-thueringen.de/gipskarst/fachtagung-ressourcenschutz-im-suedharz/
- Buschmann, Dr. Rolf; BUND Deutschland: „Ressourcenwende: Zur Notwendigkeit eines Ressourcenschutzgesetzes – am Beispiel Gipsabbau“ Vortrag im Rahmen der BUND-Fachtagung „Ressourcenschutz im Südharz“. Nordhausen, 06.10. 2023: https://www.bund-thueringen.de/fileadmin/thueringen/Gipskarst_Suedharz/Fachtagung_Ressourcenschutz_im_Suedharz/Vortrag-Ressourcenwende-NDH_Rolf-Buschmann-231006.pdf
- DMT GmbH & Co. KG: „Anwendung von Phosphorgips als Ersatz für den zukünftigen Entfall von REA-Gips und Naturgips“, Gutachten im Auftrag der Thüringer Landtagsfraktion Bündnis90/Die Grünen, Hamburg 2021, DMT-Bericht-Nr.: lt. U2860-GR-CME-G: https://www.gruene-thl.de/system/files/document/Gips-Gutachten_Landtagsfraktion_25.02.2021_0.pdf
- Fröhlich, Dr. Peter; TU Bergakademie Freiberg: „Baugips und Seltene Erden aus Phoshorgips-Halden“, Vortrag im Rahmen der BUND-Fachtagung „Ressourcenschutz im Südharz“. Nordhausen, 06.10. 2023: https://www.bund-thueringen.de/fileadmin/thueringen/Gipskarst_Suedharz/Fachtagung_Ressourcenschutz_im_Suedharz/20231006_Ressourcenschutz_Suedharz_Froehlich_Freigabe_zur_Veroeffentlichung.pdf
- TU Bergakademie Freiberg et al.: „Phosphogypsum Processing to Critical Raw Materials – PG2CRM; Eramin 3: Raw Materials for the sustainable development an the circular economy“, 2024, Video. Hinweis: Bitte den unter dem Video angegebenen Button „Transskript aktivieren“ einschalten, dann kommt seitlich rechts vom Video der englische Text eingeblendet zum Mitlesen: https://www.youtube.com/watch?v=zRbFllVKqH8
- Umweltbundesamt „Ă–kobilanzielle Betrachtung des Recyclings von Gipskartonplatten Endbericht“, Dessau 2017:Â https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2017-04-24_texte_33-2017_gipsrecycling.pdf
- VDI Zentrum für Ressourceneffizienz: „Gipsrecycling – natürliche Ressourcen schonen“ i.A. des BMUV, 2022; Videorealisation: Jörg Moll: https://www.youtube.com/watch?v=mX1Ty7vCDxc